KOMPASS e.V.
Seit dem therapeutischen Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin und Tiererhaltung vor mehr als 70 Jahren entwickelten sich Resistenzen zu einem fortschreitenden Problem. Infolge des zunehmenden Gebrauchs und sorglosen Umgangs mit Antibiotika in den letzten Jahrzehnten lassen sich multiresistente Erreger mittlerweile nur noch schwer oder gar nicht mit gängigen Arzneimitteln behandeln. Ohne Gegenmaßnahmen breiten sich diese ungehindert regional, national und über Landesgrenzen hinaus aus und gefährden unsere Gesundheit. Um der problematischen Entwicklung entgegenzuwirken, sind eine enge Zusammenarbeit des stationären und ambulanten Bereichs und abgestimmte Strategien erforderlich. Um diese auf regionaler Ebene zu koordinieren, wurde im Rahmen der Gesundheitsministerkonferenz der Länder 2006 der Aufbau von Netzwerken unter der Moderation des öffentlichen Gesundheitsdienstes angeregt.
Gründung des KOMPASS e.V.
Im Jahr 2011 schlossen sich über 40 regionale, überregionale, akademische und Unternehmenspartner mit Expertise in versorgenden, epidemiologischen, ökonomischen und assistenztechnischen Bereichen im HICARE-Verbund zusammen. Das Aktionsbündnis gegen multiresistente Erreger in der Gesundheitsregion Ostseeküste verfolgte die Entwicklung und Erprobung innovativer und effizienter Maßnahmen, um der zunehmenden Ausbreitung von MRE zu begegnen. Nach Auslaufen der Förderung des Modellprojekts durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wäre eine langfristige Aufrechterhaltung der regionalen Vernetzung durch die ansässigen Gesundheitsämter mangels zur Verfügung stehender Ressourcen nicht realisierbar gewesen. Deshalb wurden vom Land Mecklenburg-Vorpommern Moderatoren bestellt, die ehrenamtlich den Aufbau von Netzwerkstrukturen initiieren sollten. Daraus ist im Mai 2015 der KOMPASS e.V. (Koordinierte medizinische Versorgung für Patientensicherheit und sektorenübergreifende Infektionsprävention) hervorgegangen. Der gemeinnützige Verein verbindet bis heute Verantwortliche und Akteure in den Landkreisen Vorpommern-Rügen, Vorpommern-Greifswald und Mecklenburgische Seenplatte. Im Mai 2020 feierte das größte MRE-Netzwerk in Mecklenburg-Vorpommern sein fünfjähriges Bestehen.
Was machen wir?
Im MRE-Netzwerk schließen sich der öffentliche Gesundheitsdienst, Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, Einrichtungen der stationären und ambulanten Pflege, Krankentransporte, Dialyseeinrichtungen, Rehakliniken, Labore, Apotheken sowie alle weiteren Interessierten zusammen, um Kontakte zu knüpfen, sich fachlich auszutauschen und gemeinsam an Strategien zur Eindämmung von multiresistenten Erregern zu arbeiten. Daraus resultiert eine enge Kooperation zwischen den Akteuren, um die Versorgung von Betroffenen besonderes auch an den Übergängen zwischen ambulanten und stationären Bereich gezielt zu verbessern. Dabei soll vor allem die Erkennung, Vermeidung und Bekämpfung von Infektionen und von Antibiotikaresistenzen regional gefördert und vorangetrieben werden. Als Teil des nationalen Gesundheitsziels „Patientensicherheit“ soll langfristig gemeinsam ein transparentes und sektorenübergreifendes MRE-Management entwickelt und etabliert werden, um die Entstehung und Verbreitung von multiresistenten Erregern nachhaltig zu verhindern.
Zu konkreten Umsetzung der Ziele plant der Verein:
- gemeinsame Netzwerktreffen und die Gründung von Arbeitsgruppen
- Transparenz und Sicherstellung von Qualitätszielen hinsichtlich des Umgangs mit multiresistenten Erregern
- Entwicklung und Förderung von Maßnahmen zur Umsetzung von Hygiene- und Schutzkonzepten in Einrichtungen
- Aufbau von regionalen Surveillance-Systemen für nosokomiale Infektionen
- Untersuchung neuartiger Ansätze zur Verbesserung der Infektionsprävention
- Verbindung und Transfer zwischen Forschung und Praxis
- Fortbildungen für Fachpersonal im Gesundheitswesen
- Entwicklung und Förderung von Maßnahmen zur Umsetzung
- Information, Aufklärung und Beratung von Patienten und Angehörigen