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Die hygienische Händedesinfektion

Die hygienische Händedesinfektion ist epidemiologisch gesehen die wirksamste Einzelmaßnahme zur Prävention von Ausbrüchen. Im Vergleich zur Händewaschung ist sie nicht nur effektiver, sondern auch schonender zur Haut.

Damit der erforderliche Umfang der Desinfektion eingehalten und der gewünschte Effekt erzielt wird, ist es unerlässlich sich mit dem Wann und dem Wie vertraut zu machen.

Indikationen für die Desinfektion

Durch die WHO wurden die „five moments“, also die fünf Indikationen, für eine Händedesinfektion von Personal festgelegt.

  • Unmittelbar vor Patientenkontakt
  • Unmittelbar vor aseptischen Tätigkeiten
  • Unmittelbar nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material
  • Nach Patientenkontakt
  • Nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung

Die unmittelbare Patientenumgebung schließt dabei typischerweise alle Oberflächen, die entweder direkt mit dem Patienten in Kontakt kommen (z. B. Bettwäsche) oder häufig vom Patienten oder vom Personal während der Versorgung des Patienten berührt werden (z.B. Nachttisch), ein.

Aber auch nach dem Ablegen steriler und unsteriler Schutzhandschuhe sollte eine hygienische Händedesinfektion durchgeführt werden.

Voller Schutz - nur mit der richtigen Technik

Für die Desinfektion sollten 3-5 mL Desinfektionsmittel verwendet werden, das entspricht ungefähr 2-3 Hüben aus dem Wandspender. Mit dem Desinfektionsmittel werden die trockenen Hände benetzt und für mind. 30 s alle Flächen der Hand wie folgt eingerieben:

Wenn Bakteriensporen oder andere alkoholunempfindliche Erreger entfernt werden müssen, dann folgt auf die Händedesinfektion eine gründliche Händewaschung.

Wenn Verletzungen der Haut von Personal vorliegen, müssen diese bei nichtchirurgischen Tätigkeiten erreger- und gegebenenfalls flüssigkeitsdicht abgedeckt werden, beispielsweise mit einem flüssigkeitsdichten Pflaster. Darüber wird ein Schutzhandschuh angezogen und nach dessen Ablegen müssen die Hände desinfiziert werden.

Desinfektion von behandschuhten Händen

Auch behandschuhte Hände sollten vor aseptischen Tätigkeiten desinfiziert werden, wobei vorausgesetzt werden muss, dass die Schutzhandschuhe nicht schon nass und/oder kontaminiert sind. Es sollte außerdem keine sichtbare Perforation auftreten und vom Material des Handschuhs muss eine Chemikalienbeständigkeit gewährleistet werden.

Schutzhandschuhe kann man bis zu 10 Mal desinfizieren, ohne dass die Wirkung oder Dichtheit der Handschuhe verloren geht. Empfohlen wird jedoch nur maximal 5 Mal zu desinfizieren.

Händedesinfektionsmittel

Zertifizierte Händedesinfektionsmittel lassen sich wie auch die Händewaschpräparate aus der jährlich aktualisierten VAH-Liste entnehmen.

Am wirksamsten zur Vorbeugung nosokomialer Infektionen haben sich alkoholische Desinfektionsmittel, die eine Einwirkzeit von mindestens 30 Sekunden haben, erwiesen. Sie verursachen keine bedeutenden Veränderungen der Hautbarriereeigenschaften und bringen auch keine Irritationsgefahr mit sich.

Bei diesen sind Propan-1-ol am effektivsten, gegenüber Viren ist jedoch Ethanol das Desinfektionsmittel der Wahl. Da Ethanol eine bessere Gewebeverträglichkeit besitzt, wird es für besonders empfindliche Personen- und Patientengruppen beispielsweise für Kinder angewendet.

Spender

Überall dort, wo es eine Indikation zur Händedesinfektion gibt, müssen Spender vorhanden sein.

Nach Empfehlungen der KRINKO sollten sich auf Intensiv- und Dialysestationen ein Spender für ein Patientenbett und auf Nicht-Intensivstationen ein Spender für zwei Patientenbetten befinden.

Die Desinfektionsmittelspender lassen sich in 4 Typen einteilen:

Bei diesen Spendern ist für Patienten, Personal und Angehörige bekannt, wo sie sich befinden. Außerdem können sie auch berührungslos bedient werden und so verringert sich die Kontaminationsgefahr. Die Aufbereitung der Pumpsysteme gestaltet sich allerdings aufwendiger, da es sich nicht um Einmalpumpen handelt. Es ist zu beachten, dass Auffangwannen für überschüssiges Desinfektionsmittel angebracht werden sollten, um ein Risiko für Patienten, Personal und Angehörige zu vermeiden.

Der bedeutendste Vorteil dieser Spender ist die Kosteneffektivität. Sie können jedoch leicht entwendet werden und können eine Gefahrenquelle darstellen, da die Standfestigkeit je nach Füllstand und Standort unterschiedlich sein kann. Wenn es sich nicht um Einmalpumpen handelt, ist auch hier die Aufbereitung aufwendiger.

Kittelflaschen sind für Personal permanent verfügbar und erleichtern eine häufigere Händedesinfektion. Für die meisten Patienten sind diese Spender jedoch schwieriger bzw. erst nach Unterweisung zu bedienen und bedeuten bei falscher Verwendung ein erhöhtes Kontaminationsrisiko. Des Weiteren bringen die Flaschen nicht nur höhere Kosten, sondern auch eine höhere Umweltbelastung mit sich.

Bei Kittelflaschen muss besonders auf die Sauberkeit geachtet werden und eine erneute Befüllung ist unzulässig. Außerdem müssen sie mit dem Anbruchsdatum versehen sein und dürfen nur gemäß der Herstellerangaben zur Aufbrauchfrist angewendet werden.

Anwendung:

  • Kippverschluss der Flasche öffnen
  • andere Hand zu einer Mulde formen und so viel Desinfektionsmittel verwenden wie in die Hohlhand passt
  • dann die Flasche verschließen und verwahren
  • Desinfektionsmittel in den Händen verteilen und alle Bereiche gut benetzen

Da diese Spender ohne Berührung bedienbar sind, sind sie für Personal und Patienten mit einem geringen Kontaminationsrisiko zugänglich. Verwendbar sind automatische Wandspender allerdings nur, wenn das elektronische System auch funktioniert. Damit dies gewährleistet werden kann, müssen sie regelmäßig gewartet werden, es kommen also zu den Anschaffungskosten auch hohe Wartungskosten.